Gutachten von Schäden und Mängel an Gebäuden
Meist werde ich von Rechtsanwälten und Bauherren schon seit vielen Jahren mit der Erstellung
von Gutachten über Mängel und Schäden an Gebäuden beauftragt.
Die Gutachten dienen meist als Grundlage und Unterstützung für den Bauherrn zur Klärung
der vorhandenen Schäden und Mängel und auch als Gesprächsgrundlage der betreffenden
Planer und Handwerker.
Oder, das Gutachten dient als Grundlage für ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren, das
ein Auftraggeber, oder Bauherr als letzten Schritt noch innerhalb der Gewährleistungsfrist -
nach BGB beträgt diese 5 Jahre nach Abnahme - einleiten kann. Diese Gutachten müssen aber
für den Leser verständlich und nachvollziehbar formuliert sein.
Mir wird vor allem immer wieder die Frage gestellt, ob die Ausführungsart eines Gewerks
gebrauchstauglich, verwendungsfähig und nachhaltig genutzt werden kann.
Besonders innerhalb der Gewährleistungsfrist ist es dringend notwendig einen Baumangel
rechtzeitig zu erkennen und zu begutachten, damit der Handwerker, Generalübernehmer oder
der Bauträger seiner Nachbesserungsplicht nachkommen und eine damit verbundene Mangel-
beseitigung durchgeführt werden kann. Denn nach Ablauf der Gewährleistung kann aus einem
nicht behobenen Mangel ein großer Schaden mit entsprechend hohen Sanierungskosten
entstehen.
Eine rechtliche Beratung lohnt sich daher immer, deshal sollte man einen erfahrenen
Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Bau- und Architektenrecht mit einbeziehen.
Es können zum Beispiel folgende Bereiche begutachtet werden:
- Schimmelschäden: Begutachtung, Ursachenforschung
- Wasserschäden: z. B. nach einem Brandschaden oder
Rohrleitungsbruch im Gebäude, etc.
- Schäden an Wärme-Dämm-Verbund-Systemen (WDVS)
- Schäden an Balkonen
- Schäden an Tiefgaragen und auf Parkdecks
- Flachdächer und weitere Problembereiche
Scheuen Sie sich nicht mit mir Kontakt aufzunehmen.
Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
Das Beispiel rechts (Bild 1) zeigt, dass hier
eindeutige Verarbeitungsfehler vorliegen. Die
Fugen der Dämmplatten werden sichtbar. Die
Ursache liegt an den Fugen zwischen den
Dämmplatten, die mit Klebermörtel verfüllt
wurden. Der zuständige Planer oder Bauleiter
hat die Arbeiten der Facharbeiter nicht über-
wacht und kontrolliert.
Die Fugen der Dämmplatten zeichnen sich bei
Regen deutlich ab. Ursache sind die zu großen
Fugen der Dämmplatten. Vermutlich wurden die
Fugen mit Mörtel gefüllt.
Einer aufmerksamen und verantwortungsvollen
Bauleitung hätte dieser Verarbeitungsfehler
sofort auffallen müssen!
Wasserschaden an einem Flachdach:
Es ist so viel Wasser in die Dachkonstruktion
eingedrungen, dass beim Öffnen der Dach-
dämmung ca. 12 cm Wasser auf der Decke,
bzw. in der Dämmlage, stand
(Bild 4).
Nur die funktionierende Dampfsperre (Bitu-
menanstrich) auf der Betondecke unterhalb
der Dämmung hat Schlimmeres in den da-
runter liegenden Wohnungen verhindert.
Die Ursache waren die unzureichenden An-
schlüsse an die Attika und an den aufgehen-
den Wänden.
© MRICS Dipl.-Ing. (FH) Michael Sauter November 2024
Dachterrasse mit starkem Bewuchs (Bild 5):
Unter dem Terrassenbelag, der auf einer Kies-
lage liegt, bleibt Regenwasser immer wieder
mit einem Rest auf dem Flachdach, bzw. der
Abdichtung, stehen. Dadurch kann zwischen
den Fugen sehr leicht Unkraut und Moos im
Kies wachsen. Durch eine andere Konstruktion
der Plattenlage und der Entwässerung hätte
dies evtl. vermieden werden können (Bild 5).
Es geht immer um das Thema
„Gebrauchstauglichkeit“ und „Nachhaltigkeit“. Bereits während der Planung muss für eine
spätere regelmäßige Inspektion mit evtl. Wartung und Instandsetzung, dies so gestaltet
werden, dass hierbei nur geringe Kosten anfallen.
Die Dachterrasse (Flachdach - oben rechts - Bild 5) befindet sich auf dem unten gezeigten
Gebäude (Bild 6).
Das Bild 7 oben zeigt, dass ungeschützte freiliegende
Fugen nie dicht sein können. Hier ist überhaupt keine
nachhaltige Gebrauchstauglichkeit gegeben. Über kurz
oder lang muss deshalb eine Abdeckung auf die
Brüstung aufgebracht werden, damit der Konstruktions-
fehler nicht noch mehr Schaden verursacht.
Glasmosaik an der Fassade löst sich ab:
Das Bild 9 rechts und das Bild 8 oben rechts zeigen
eine Fassadenkante, die mit Glasmosaiksteinen (5 cm x
5 cm) beklebt wurde. Es wurde aber nicht darauf
geachtet, dass die vorgehängte wasserempfindliche
Wandkonstruktion (siehe großes Bild - quer) durch eine
wasserdichte Attika geschützt wird. Somit dringt Wasser
über die „undichte“ Attika in die vorgehängte Fassade, bzw. in die Fassadenplatten ein.
Dadurch lösen sich durch die Feuchtigkeit in den Fassadenplatten die Fliesen ab und fallen
herab.
Die gezeigte Fassade auf Bild 9 ist zu diesem Zeitpunkt 4 Jahre alt!
Leopardeneffekt I: (aus 2021)
An dieser Fassade (Nordseite Bild 2) sind be-
reits nach wenigen Jahren die Dübel zu se-
hen. Diese Dübel stellen Wärmebrücken dar.
Das bedeutet, dass die Dübel noch Wärme
abgeben, während in den kalten Morgenstun-
den die Oberfläche der Wand auskühlt und
sich dadurch auf der kühlen Fläche Kondens-
feuchte bildet. Dazu kommt auch noch der
Umstand, dass der Putz evtl. noch aus Kunst-
harz, vermutlich ca. 3 - 4 mm, hergestellt
wurde und deshalb keine Feuchtigkeit auf-
nimmt. Da die Dübel Wärmeleiter und „warm“
sind, bildet sich das Kondenswasser nur an
den kalten Flächen zwischen den Dübeln. An
diesen Flächen sammeln sich vermehrt
Schmutz und Sporen, die dann zu einer be-
trächtlichen Veralgung und Verschmutzung mit
einer Farbveränderung innerhalb weniger
Jahre führen wird.
Hier hat für den Bauherrn vermutlich im Vor-
feld keine umfangreiche Fachberatung statt-
gefunden. Man hätte hier mit einem nach-
haltigen Wandaufbau des WDVS, wie z. B.
gedämmte Dübel und einem mineralischen
Dickputzsystem Abhilfe schaffen können.
Bild 2
Bild 1
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6
Bild 7
Bild 8
Bild 9
Leopardeneffekt II (aus 2020):
Gerade in den Morgenstunden sind
an dieser Fassade (Nord-Ost-Seite -
Bild 3) bereits nach 4 Jahren (Bau-
jahr 2016), die Dübel deutlich zu
sehen. Bei dieser hohen Anzahl an
Dübel musst man sich die Frage nach
einer möglichen Wärmebrücke
stellen.
Desweiteren stellt sich die nächste
Frage nach dem Putzsystem? Hier
wurde ein Dünnputzsytem (Kunst-
harzsystem) verbaut. Dieses System
nimmt keine Feuchtigkeit auf und
begünstigt die Bildung eines Feuchte-
films und somit eine Veralgung.
Sind diese Dünnputzsysteme nachhaltig gebrauchstauglich? Aus meiner Sicht nein! Hier hätte
man den Bauherrn ausführlich beraten müssen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre mit einem
mineralischen Dickputzsystem ein besseres und nachhaltiges Ergebnis erzielt worden.
Die Herstellungskosten für einen mineralische Dickputz wären zwar etwas teurer als für ein
Dünnputzsystem gewesen. Die Instandhaltungsarbeiten für ein mineralisches Dickputzsystem
sind aber auf Dauer deutlich günstiger.